Nietzsches Nachlass im Internet – wie ein Steingut-Kännchen mit glänzender Oberfläche einen digitalen Zwilling bekam
Wir wurden von der Klassik Stiftung Weimar mit der 3D-Digitalisierung einer kleinen Kanne aus glasiertem Steingut mit floralem Dekor beauftragt, um diese für die digitale Sammlung der Stiftung im Internet aufzubereiten. Die Kanne wird dem Nachlass des deutschen Philologen und Philosophen Friedrich Wilhelm Nietzsche (15. Oktober 1844 Röcken – 25. August 1900 Weimar) zugeordnet, stammt aus dem 20. Jahrhundert und wurde von der Manufaktur »Villeroy & Boch« produziert.
In unserem Workflow sind wir in der Lage auch Objekte mit glänzenden bzw. reflektierenden Oberflächen zu digitalisieren. Eine ganz besondere Herausforderung liegt hier schon in der Fotografie, die als Basis der Berechnung des 3D-Modells dient. Um später realistische Reflexionen der Oberfläche darzustellen, muss die glänzende Glasur mit einem aufwändigen fotografischen Verfahren erfasst werden.
Die gewonnenen Daten dienen anschließend als Basis für die Photogrammetrie, die aus den Daten ein 3D-Modell entstehen lässt. Um in der Visualisierung eine dem Original entsprechende Erscheinung zu erhalten, können gegebenenfalls physikalische Eigenschaften, wie Glanz und Reflexion, aber auch Transluzenz generiert werden, denn eine automatisierte Erfassung der individuellen physikalischen Eigenschaften ist technisch nicht möglich. Das geschieht durch »Physically Based Rendering« (PBR), ein Verfahren zur Simulation der physikalisch korrekten Lichtberechnung und Berechnung der Reflexion der Glasur des Steinguts, das mit der Wechselwirkung von Licht und Material arbeitet.
Der digitale Zwilling wurde so aufbereitet, dass dieser der Öffentlichkeit auf dem Kunden-Server bereitgestellt werden kann. Externes Hosting und Dienste sind dafür – dank der verwendeten WebGL-Technologie – nicht notwendig!